Cultura jaura
Sprache & Tradition
Rumantsch
Um das Jahr 15 v. Chr. eroberten die Römer das Gebiet zwischen den Rätischen Alpen und der Donau und gründeten die Provinz Rätien. Das Volkslatein der römischen Soldaten, Beamten und Kaufleute verschmolz mit den hier ansässigen Sprachen und entwickelte sich nach und nach zum Romanischen wie wir es heute kennen. Dieses gliedert sich in fünf regionale Varianten, auch Idiome genannt. Im Val Müstair und dem Unterengadin ist das Idiom «Vallader» verbreitet. Die Münstertaler sprechen die Mundart «Jauer» und verleihen der Sprache so ihre eigene Note.
Stai si defenda, Romontsch, tiu vegl lungatg!
Giacun Hasper Muoth Schriftsteller
So lautete die unmissverständliche Aufforderung des Schriftstellers Giacun Hasper Muoth (1844-1906) aus Brigels, der romanischen Sprache wieder vermehrt Sorge zu tragen. Hintergrund war der zusehends stärker werdende Einfluss der deutschen Sprache gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Biosfera Val Müstair setzt sich ebenfalls für den Erhalt des Rätoromanischen als Hauptsprache des Tals ein. Möglichst viele Publikationen, die sich an die Bevölkerung richten, werden auf «Vallader» publiziert. Mit der Lia Rumantscha, dem Dachverband der romanischen Sprachvereine, besteht ein reger Austausch und die alljährlichen Romanisch-Intensivkurse in Sta. Maria werden unterstützt.
Einblicke in das Leben von damals
Die Bevölkerung und ihr Wissen rund um Handwerk, Bewirtschaftung, Brauchtum und das gesellschaftliche Leben prägten und prägen das Val Müstair. Der Naturpark engagiert sich für den Erhalt dieses Wissens für heutige und kommende Generationen.
S-chargiada d'Alp
Der Alpabzug wird bereits seit Jahrhunderten im Val Müstair gefeiert. Die mit Glocken versehenen und mit Blumenkränzen geschmückten Tiere «läuten» im wahrsten Sinne des Wortes den Herbst ein. Von ihrer Sommerresidenz – den saftigen Alpwiesen in luftiger Höhe – werden die Tiere wieder in ihr Winterquartier geführt. Doch nicht, ohne zuvor eine Ehrenrunde durch Müstair zu drehen, wo die Tiere und Hirten von den MünstertalerInnen bereits erwartet werden und gemeinsam gefeiert wird.
Chalandamarz
Wenn die Münstertaler genug vom Winter haben, holen die Jungen und Mädchen verschieden grosse Kuhglocken und Geissenschellen aus dem Stall. Dann ziehen sie von Haus zu Haus, um mit Gesang, Glockengeläut und Peitschenknallen dem Winter den Garaus zu machen. Während der Brauch ursprünglich die Jahreswende zelebrierte, kündigt er heute den Frühling an und damit das Ende der dunklen, kalten Jahreszeit. Der Brauch ist inzwischen so bekannt, dass die Schuljugend ihn sogar schon vor dem Bundehaus in Bern aufführen durfte.
Festa da la racolta
Einige lokale Anlässe haben inzwischen überregionale Bekanntheit erlangt – darunter das «Festa da la racolta», das traditionelle Erntedankfest in Valchava. Das Fest findet immer Anfang Oktober statt und ist seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel für die gesamte Familie. Es startet mit einem ökumenischen Gottesdienst, gefolgt von einem farbenprächtigen Umzug und einem Markt. An vielen Verkaufsständen werden regionale Produkte angeboten. Für das leibliche Wohl sorgen die vielen kleinen und grossen Verpflegungsstände mit kulinarischen Genüssen.