Biobauer und Leiter der Skischule
Augustin Oswald
Der Tag von Augustin Oswald beginnt frühmorgens im Stall bei seinen Schafen. Liebevoll streichelt und füttert er sie. Danach gönnt auch er sich ein Frühstück und macht sich auf den Weg ins Wintersportgebiet Minschuns.
Tagtäglich am Berg
Augustin ist Leiter der Skischule Val Müstair und tagtäglich am Berg, um zu organisieren und schauen, dass Eltern und Kinder einen schönen Tag im Schnee verbringen können. «Ich bin für Fragen da und um Probleme zu lösen», sagt er. Selber Skiunterricht gibt er nur noch selten.
Augustin mag seine Arbeit. «Das Lachen der Kinder, wenn sie etwas erreicht oder gelernt haben, macht mir viel Freude. Zudem sehe ich jeden Tag dieses herrliche Panorama». Seit 30 Jahren arbeitet er hier als Skilehrer, die letzten 12 Jahre als Skischulleiter.
Hektik und Wartezeiten kennen wir nicht
Minschuns liegt oberhalb Tschierv und ist über die Ofenpass-Strasse erschlossen. Am einfachsten erreicht man das kleine Wintersportjuwel mit dem Sportbus von allen Dörfern im Val Müstair. Übrigens: Mit der Gästekarte ist der gesamte öffentliche Verkehr zwischen Müstair, Minschuns und Zernez kostenlos.
Klein, fein und doch gross
Das Prädikat «klein und fein» passt perfekt zu Minschuns: Drei Skilifte und ein Kinderlift. Abwechslungsreiche und sonnige Pisten. Ein gemütliches Bergrestaurant und eine Ski Bar, die zum Verweilen einladen. Beeindruckender Blick auf die steilen Flanken des Piz Daint. Und in den höheren Regionen sieht man, wie sich der mächtige Ortler erhebt, der höchste Berg Südtirols.
Augustin sagt: «Wir kennen hier keine Pistenhektik und auch keine Wartezeiten. Ich schätze die familiäre Stimmung am Berg und die Übersichtlichkeit unseres kleinen Wintersportgebiets.»
Wildtiere beobachten vom Pistenrand
Wobei, ganz so klein ist es dort oben zwischen 2000 und 2700 m. ü. M auch wieder nicht. Die Skilifte erschliessen ein erstaunlich weitläufiges Gebiet mit offenen und oft tief verschneiten Hängen. Da man sich oberhalb der Baumgrenze bewegt, ist man von viel freier Natur umgeben. Der Schweizerische Nationalpark ist ganz nah und manchmal könne man sogar Steinböcke und Gämsen vom Pistenrand aus beobachten oder dem Bartgeier zusehen, wie er seine Kreise zieht, weiss Augustin.
Wenn der Sportbus auf dem Parkplatz eintrifft und die Kinderschar aussteigt, wird es laut. Doch der erfahrene Augustin behält den Überblick. Kinder, die schon sicher Lift fahren können, kutschieren selbständig hoch zur Alp da Munt, Anfänger werden begleitet.
Mir gefällt die familiäre Stimmung am Berg
Die Alp da Munt (2150 m) ist das Herz von Minschuns. Hier befinden sich das Bergrestaurant und das Skischulgelände mit dem Kinderlift. Um 9:45 Uhr beginnt der Unterricht, die rotgekleideten Skilehrer und Skilehrerinnen düsen mit den Kleinen los. In der Hochsaison sind es bis zu 70 Kinder.
Skifahren und vieles mehr
Skiunterricht findet am Vormittag statt, am Nachmittag stehen dann Snowboarden und «Spass & Spiel» auf dem Programm. Die Kinder gehen zum Beispiel Wildtiere beobachten oder üben im Lawinen-Training-Center, wie man möglichst schnell Verschüttete auffindet. Manchmal werden auch einfach Schneebälle auf Büchsen geschossen oder eine Schatzsuche veranstaltet.
«Der Snowboardkurs findet am Nachmittag statt, um sicher zu sein, dass wir am Vormittag genug Skilehrerinnen und Skilehrer haben», erklärt Augustin. «Viel Spass im Schnee ist mit unserem motivierten Team garantiert und die Kinder sind bestens aufgehoben.»
Auf Minschuns haben nicht nur Kinder Spass, sondern auch die Eltern. Neben 25 Kilometern Pisten – die schwarzen sind übrigens richtig steil und herausfordernd – warten verschiedene andere Aktivitäten: ein langer Winterwanderweg nach Lü oder eine herrliche Langlaufloipe in wildromantischer Natur.
Abwechslung für Gross und Klein
Das Wintersportgebiet ist ausserdem ein guter Ausgangspunkt für Skitouren. Hinzu kommt eine markierte, aber nicht kontrollierte Abfahrtsroute im freien Gelände (Minschuns - Alp Champatsch - Lü - Tschierv). «Ein super Erlebnis. Richtung Lü muss man etwas mit den Stöcken schieben, doch die rund einstündige Abfahrt lohnt sich», so der Experte.
Bauer in 3. Generation
Augustin Oswald ist im Val Müstair aufgewachsen. Auch der Vater und Grossvater waren Bauern und schon in jungen Jahren war für ihn klar, dass er dereinst den elterlichen Hof übernehmen möchte. Den Hof übernahm er dann bereits als 22-jähriger, frischgebackener Absolvent der Landwirtschaftsschule. Ein schwerer Schicksalsschlag war der Grund dafür, da der Vater während der Arbeit tödlich verunfallt war.
Schritt für Schritt baute Augustin den elterlichen Betrieb zum Biohof um und wechselte vor rund sieben Jahren von der Milchkuhhaltung zur Schafhaltung. Rund 100 Skudden-Schafe leben auf seinem Hof zusammen mit einigen Alpakas, Hühnern und Hasen.
Im Val Müstair hab ich alles, was ich brauch
Die Schafe zählen zu einer seltenen und geschützten Rasse (ProSpecieRara) mit hervorragender Fleischqualität und zotteligem Fell. «Ich habe nach etwas Speziellem gesucht und es mit den Skudden-Schafen gefunden», so der Biobauer.
Den Hof betreibt er zusammen mit seiner Freundin Jasmin. Sie pflegen ein offenes Konzept, das sie «Schau-Stall» nennen. «Wer Lust hat, kann beim Füttern der Tiere zuschauen und mit ihnen spielen», erklärt Augustin. Um nebst dem Bauernhof auch das restliche Val Müstair erkunden zu können, händigen wir unseren Gästen die Gästekarte Val Müstairaus, fügt Jasmin an.
Nur während der Rekrutenschule weg
Angesprochen sind vor allem ihre persönlichen Gäste, insbesondere die Kinder. Augustin und Jasmin vermieten nämlich eine Ferienwohnung und einige Zimmer in ihrem alten Bauernhaus. Ein weiteres Einkommen findet der vielseitige Mann als freischaffender Gärtner und mit dem Direktverkauf seiner köstlichen Lammprodukte.
Und was macht Augustin, wenn er gerade nicht am Arbeiten ist? «Ich habe immer etwas zu tun und gehe nie in die Ferien», sagt er. «Über längere Zeit weg war ich nur während der Rekrutenschule, da musste ich. Im Val Müstair ist es doch am schönsten, nicht wahr?»
Bilder: Mayk Wendt
Video: On Air