Von Afrika ins Val Müstair
Dennis Ulayayi
Bainvgnü in der Schweiz
Dennis ist in einer sambischen Grossfamilie aufgewachsen. Und gross bedeutet in seinem Fall: ein Vater mit vier Ehefrauen und 30 Geschwistern. Als einer der Wenigen erhält Dennis eine schulische Ausbildung. Mit viel Ehrgeiz und Willen schafft er die Schule und beginnt sogar ein Fernstudium. Die Ausdauer macht sich bezahlt – Dennis schafft es von der Landarbeit in eine kleine, aber feine afrikanische Lodge, direkt am Karibasee. Was für ein Glück für Dennis, denn genau in dieser Lodge lernt er seine Stephanie kennen und lieben. Doch die physische Distanz ist gross. Es verwundert daher nicht, dass Dennis schon bald die weite Reise in die Schweiz auf sich nimmt. Auf dem Ofenpass dann ein unvergesslicher Moment – zum ersten Mal hält Dennis Schnee in seinen Händen. Es scheint fast wie ein kleines Wunder und lässt ihn die kalten Schweizer Temperaturen vergessen.
Inmitten von Spezialitäten
Auch sonst ist er beeindruckt von der fremden Natur und der Müstairer Lebensart. So folgt auf den ersten Besuch schon bald die sambische Hochzeit, der definitive Umzug in die Schweiz und die gemeinsame Tochter Natasha. Kaum in der Schweiz angekommen, will Dennis auch beruflich wieder Fuss fassen. Schon nach kurzer Zeit kann er in der Raumpflege eines örtlichen Hotels mitarbeiten. Später wechselt er in die dampfende Backstube von Meier-beck. Die Bäckerei ist bekannt für ihre feinen Spezialitäten und bringt Dennis die lokale Feinkost ein wenig näher. Heute arbeitet Dennis selbst in der Küche mit und kümmert sich mit Herzblut um die Produktion des goldenen Gebäcks «Schaibiettas» und des leckeren Marronikuchens im Glas.
Leidenschaft am Alphorn
Als sein Senior-Chef, Meinrad Meier, ihm eine Probelektion zum Geburtstag schenkt, ahnt Dennis noch nicht, was es mit dem Naturhorn auf sich hat. Doch er findet schnell Freude an dem Schweizer Instrument «Alphorn». Unzählige Proben – im Proberaum, Zuhause und gar in der freien Natur – nimmt Dennis in Kauf für diesen schönen Klang. Doch wie schön würde es wohl klingen, wenn gleich mehrere Alphörner miteinander musizieren? Dies fragte sich auch Meinrad und gründete kurzerhand die Alphorngruppe «ils infernals», zu Deutsch «die Verrückten». Zu viert spielen sie mittlerweile viele Auftritte sowie Konzerte und reisen dafür durch die ganze Schweiz.
Ein neues Zuhause in Müstair
Daheim fühlt sich Dennis schnell im Val Müstair. Allein dank seiner zweiten Passion, dem Fussballspielen, findet er schnell Anschluss und wird sogar Teil des heimischen Vereins. Kein Wunder, befindet sich dort sein liebster Platz im Tal. Aber auch Pflichten, wie dem Feuerwehrdienst, geht Dennis nach. Lediglich beim Wintersport steht er noch ein wenig wacklig auf den Beinen. So hat er das Langlaufen zurzeit auf Eis gelegt. Das Skifahren und Schlittschuhlaufen hingegen, klappt bereits ganz gut.
Sambia im Herzen und im Garten
Dennis ist sehr glücklich im Bündner Tal, doch wird er seine Wurzeln in Sambia sicher nie vergessen. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter reist er daher regelmässig zurück und besucht Familie und Freunde. Und auch im heimischen Garten findet sich ein wenig Sambia wieder, nämlich in Form von dem spinatähnlichen afrikanischen Gemüse «Rape». Ja, es sind zwei Welten, doch wahrscheinlich verbindet diese niemand so wundervoll wie Dennis Ulayayi.