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Medienmitteilung 22.06.2021

22.06.2021: Heile Vogelwelt im Berggebiet?

Braunkelchen

Aktuelle Zählungen zeigen, dass das Val Müstair im Kulturland noch eine reichhaltige Vogelwelt aufweist. Trotzdem sind Abnahmen zu verzeichnen, die aufhorchen lassen. Insbesondere die Feldlerche hat Bestandseinbussen erlitten. Dank den erarbeiteten Grundlagen können gemeinsam mit den Bewirtschaftern gezielt Fördermassnahmen angegangen werden.

Viele typische Vogelarten des Landwirtschaftsgebiets sind im Mittelland praktisch verschwunden. Für einige dieser Arten sind die Berggebiete als noch verbliebene Rückzugsorte von hohem Wert. Aufgrund der zunehmend intensiveren Bewirtschaftung sind jedoch auch diese Gebiete – und die von ihnen abhängigen Vogelarten – unter Druck. Um die Situation im Val Müstair zu kennen, wurde auf Initiative des Naturparks Biosfera Val Müstair und mit fachlicher Unterstützung der Schweizerischen Vogelwarte im vergangenen Frühjahr das Vorkommen von zehn typischen Vogelarten des Kulturlandes im Tal untersucht.

Unter ihnen befinden sich Wiesenbrüter wie das Braunkehlchen und die Feldlerche, welche ihr Nest am Boden anlegen und auf spät gemähte, vielfältige Wiesen oder, im Falle der Feldlerche, alternativ auf Ackerkulturen mit relativ niedriger und lückiger Vegetation angewiesen sind. Ein Vergleich mit einer früheren Untersuchung aus dem Jahr 2006 zeigt, dass das Braunkehlchen zwar noch gut vertreten ist, mittlerweile aber in höhere Lagen ausweichen musste. Die Feldlerche konnte in den verstreuten Ackerflächen leider nur noch vereinzelt beobachtet werden. Ihr Bestand ist um ein Drittel zurückgegangen. Dies hängt vermutlich mit der Bewässerung der Wiesen und der intensiveren Bewirtschaftung zusammen.

Weiter wurden Vögel, welche in vielfältigen Hecken brüten, erfasst. Unter ihnen befinden sich beispielsweise der Neuntöter und die Goldammer. Diese beiden Arten wurden denn auch am häufigsten nachgewiesen. Die heckenbewohnenden Vögel konzentrieren sich auf die südexponierten Hanglagen, welche noch reich strukturiert sind. In der weniger strukturreichen Talebene waren diese Arten deutlich seltener.

Die nun erarbeiteten Grundlagen bilden für die Schweizerische Vogelwarte und den Naturpark Biosfera Val Müstair die Basis für eine gezielte Information und Beratung der lokalen Partner und Landwirte. Zusammen sollen gebietsspezifische Fördermassnahmen geplant und umgesetzt werden. Gemeinsam bietet sich die Chance, den Bestand an Kulturlandvögeln im Tal zu erhalten und zu fördern.

Medienkontakte

Yves Schwyzer, Leiter Natur & Landschaft BVM
+41 81 851 60 74
E-Mail

Erica Nicca, Schweizerische Vogelwarte
+41 81 250 63 66
E-Mail

 

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Feldlerche

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Die Feldlerche hält sich am liebsten dort auf, wo die Vegetation nicht zu dicht ist, und ernährt sich von Insekten, Spinnen, kleinen Schnecken, Regenwürmern und Samen.
© Markus Jenny

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Neuntöter

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Der Neuntöter bevorzugt dornige Sträucher, da er seine Beute zum Zerkleinern und Anlegen von Vorräten oft an Dornen oder spitzen Seitenästen aufspiesst.
© Marcel Burkhardt

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Bestandstrends der Wiesenbrüter (Untersuchungen 2006 und 2020)

Beim Braunkehlchen zeigte sich eine Arealverschiebung in höhere Lagen, der Bestand (42 Reviere) blieb insgesamt stabil. Eine negative Entwicklung zeigte sich bei der Feldlerche: Wurden 2006 noch 24 Reviere nachgewiesen, waren es 2020 nur noch 8 Reviere. Die Wachtel und der Wachtelkönig sind unregelmässig vorkommende Brutvögel, beide konnten im Val Müstair wiederum nachgewiesen werden. Ein positiver Trend zeigt sich beim Baumpieper (59 Reviere, 2006: 45 Reviere), im Gegensatz zu den anderen Wiesenbrütern bevorzugt dieser Brutvogel halboffene Kulturlandschaften mit reichlich Bäumen.

Erfasste Heckenbrüter 2020

Die Heckenbrüter Goldammer (55 Reviere), Neuntöter (49 Reviere) und Bluthänfling (13 Reviere) konzentrieren sich insbesondere auf die südexponierten Hanglagen im Tal, welche vielfältige Hecken und Kleinstrukturen wie Stein- und Asthaufen aufweisen. Die Gartengrasmücke (19 Reviere) findet in den Ufergehölzen des Rombachs einen für sie passenden Lebensraum. Die Dorngrasmücke, welche im Kanton Graubünden ein regelmässiger, aber nicht häufiger Brutvogel ist, konnte nicht nachgewiesen werden.